Keynotes
Prof. Dr. Rudolf Stark
Justus Liebig-Universität Gießen
The Darkside of Porn: Von den Grundlagen zur Therapie der Pornografie-Nutzungsstörung
Prof. Dr. Rudolf Stark
Heute ist Pornografie nahezu überall und jederzeit verfügbar. Während die Pornografienutzung für die meisten Erwachsenen kein Problem darstellt, erleben vor allem einige Männer ihren Konsum als unkontrollierbar mit dem Ergebnis, dass sie trotz gravierender negativer Folgen ihren Konsum nicht reduzieren oder einstellen können. Als eine Konsequenz führte die WHO 2019 die Störung mit zwanghaften sexuellen Verhalten als neue Diagnose unter den Impulskontrollstörungen im ICD-11 ein. Die Pornografie-Nutzungsstörung stellt die häufigste Form dieser neuen Diagnose dar.
In dem Vortrag werden Befunde aus der Grundlagenforschung präsentiert, die verständlich machen, warum das Betrachten von explizit sexuellen Reize für viele Menschen attraktiv ist. Nach epidemiologischen und diagnostischen Exkursen wird ein Modell vorgestellt, dass die Entwicklung einer Pornografie-Nutzungsstörung erklären kann. Im letzten Teil des Vortrags wird auf die Therapie der Störung und besonders auf die Studie PornLoS eingegangen. In dieser Studie wird mittels eines RCT ein neues Therapieprogramm bei der Behandlung der Pornografie-Nutzungsstörung erprobt. Erste Erkenntnisse aus der Studie werden vorgestellt und diskutiert.
Prof. Dr. Aleksandra Kaurin
Bergische Universität Wuppertal
xyz
xyz
Prof. Dr. Stefan Hofmann
Philipps-Universität Marburg
Therapien verbessern: Von Molekülen zu Modellen
Prof. Dr. Stefan Hofmann
Die kognitive verhaltensorientierte Therapie (KVT) ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Psychiatrie und klinischen Psychologie. Jedoch hat sich die Effektivität dieser Therapie in den letzten Jahrzehnten nicht verbessert. In diesem Vortrag diskutiere ich die folgenden 3 Strategien, die zur Verbesserung dieser Therapie führen können: (1) Erkenntnisse aus den Neurowissenschaft zeigen, dass therapeutische Prozesse auf molekularer Ebene verstärkt werden können; (2) neue theoriegeleitete therapeutische Ansätze können den Behandlungserfolg steigern; und (3) unserer grundlegendes latente Krankheitsmodell muss überdacht werden. Ein alternatives Modell bietet die prozessbasierte Therapie (PBT). PBT ist darauf ausgerichtet, die zentralen biopsychosozialen kontext-spezifischen Prozesse bei einer gegebenen Person zu identifizieren, um diese konkret zu verändern, um die persönlichen Ziele zu erreichen. Hierzu wird ein personenspezifisches Netzwerk von Problemen erstellt, welches mittels Netzwerk kontroll-theoretischen Prinzipien von einem maladaptiven hin zu einem adaptiven System mittels therapeutischer Strategien überführt wird. Diese Veränderungen implizieren einen notwendigen Paradigmenwechsel in der klinischen Forschung und Praxis.
Prof. Dr. George Bonanno
Columbia University, New York, USA
Trauma and the resilience paradox
Prof. Dr. George A. Bonanno
Decades of research has shown that response to potentially traumatic events produce various prototypical trajectories of outcome, the most common being a stable trajectory of healthy functioning, or resilience. Paradoxically, correlates of these patterns show uniformly small effects and say little about who will actually be resilient and who not. Among the reasons for this paradox are that the challenges presented by highly aversive situations are highly variable and that virtually all traits and behaviours have both costs and benefits. Thus, what works in one situation may not work as well, or may even be harmful, in another. How can people solve this paradox and find their way to resilience? The answer, my research suggests, is the process of flexible self-regulation or regulatory flexibility. I will elaborate on this process and conclude the talk by reviewing recent studies and new directions on regulatory flexibility.
Prof. Dr. Talma Hendler
Tel Aviv University, Tel Aviv, Israel
Harnessing the Brain to Heal the Mind: principles and perspectives of utilization
Prof. Dr. Talma Hendler
Mental health despite adversity, known as stress resilience, depends on homeostasis between threat- and reward driven systems. Balanced neural functions of these systems underlie adaptive behavior in face of threat and risk. In my talk, I will show how utilizing brain-computer interface for self-neuromodulation (also known as neurofeedback), could drive such balancing by addressing the following questions: How to precisely probing the relevant neural functions by using multi-modal imaging and complex feedback interface? What are the mechanisms of self-neuromodulation as manifested in capacity and learning? Why and how to integrate self-neuromodulation with psychotherapy? Altogether, the answers on these matters will portray a promising path for bridging the gap between neuroscientific insights and mental health therapeutics while considering brain driven diagnosis.
Prof. Dr. Sabine Wilhelm
Harvard Medical School, Boston, USA
Transforming Healthcare with Digital Tools and Artificial Intelligence: Opportunities and Challenges
Prof. Dr. Sabine Wilhelm
Chief of Psychology, Massachusetts General Hospital (MGH)
Director, Center for Digital Mental Health, MGH
Director, Center for OCD and Related Disorders, MGH
Professor, Harvard Medical School (HMS)
Donovan-Chien Family Professor in the Field of Psychology (HMS)
Most individuals who are suffering from mental illness are not receiving any care at all, and those who do often face challenges accessing high-quality care. Artificial Intelligence (AI) can be leveraged to enhance the quality of psychotherapy, and technology-based treatments can offer novel solutions to key treatment barriers. Dr. Wilhelm will discuss new AI-powered therapist-facing tools and smartphone-based treatments for a range of mental health issues. She will also review the potential risks and implementation challenges associated with these novel approaches.
State of the Art
Psychotherapie suizidaler PatientInnen: State of the Art
Prof. Dr. Tobias Teismann
Im Vortrag werden aktuelle Konzepte zum Verständnis und zur Behandlung suizidaler PatientenInnen vorgestellt und diskutiert. Es wird zunächst erläutert warum eine valide Risikoabschätzung nicht (oder nahezu nicht) möglich ist und es werden Implikationen für den Umgang mit suizidalen PatientInnen reflektiert. Sodann werden – unter Bezug auf die aktuelle deutsche Leitlinie zum Umgang mit suizidalen PatientInnen – krisentherapeutische Interventionen und psychotherapeutische Behandlungsprogramme hinsichtlich ihrer praktisch-therapeutischen Umsetzung und ihrer empirischen Absicherung beschrieben.
In diesem Zusammenhang wird auch auf gängige Probleme in der klinischen Praxis (chronische Suizidalität, Suizidgesten) eingegangen und es finden Behandlungskonzepte für das stationäre Setting Erwähnung.
Komorbidität psychischer Störungen und Sucht: Grundlagen und Behandlungsansätze
Prof. Dr. phil. Franz Moggi, EMBA
Theoretischer Hintergrund: Die Komorbidität von psychischen Störungen und Substanzkonsumstörungen ruft bei Fachpersonen im Gesundheitswesen diagnostische und therapeutische Unsicherheiten hervor. Dies liegt nicht nur an der Heterogenität und Komplexität dieser weit gefassten Patient:innengruppe, sondern auch an fehlenden Behandlungsleitlinien.
Fragestellung: Nachdem im Referat prägnant die Grundlagen zu Epidemiologie, Diagnostik und Ätiologie ausgewählter Komorbiditäten dargelegt worden sind, soll der Frage nachgegangen werden, welche Behandlungsgrundsätze sich aus der empirischen Forschung und der klinischen Praxis für die tägliche psychotherapeutische Arbeit ableiten lassen.
Methode: Der Vortrag ist ein mit eigenen Forschungsergebnissen ergänzter Überblick, der auf systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen basiert.
Ergebnis: Epidemiologische Studien zeigen in Abhängigkeit verschiedener Störungskombinationen eine grosse Bandbreite an Prävalenzen und Studien zur Ätiologie diskutieren unterschiedliche Modelle. Wegen hoher Heterogenität in den Patient:innen-, Therapieprogramm-, Interventions-, Settings- und Ergebnismerkmalen sind die Therapiestudien nur eingeschränkt vergleichbar. Integrierte, z.T. auch parallele Behandlungen, die gleichzeitig beide Störungen therapeutisch adressieren, sind wirksam und Kontrollgruppen bzw. Standardbehandlungen überlegen.
Schlussfolgerung: Integrative, nach Intensität gestufte Behandlungen, die störungsspezifische Interventionen kombinieren, scheinen weniger aufwändigen Behandlungen in Bezug auf die Verbesserung des Substanzkonsums, der Symptome der psychischen Störungen und des Funktionsniveaus überlegen zu sein.
Stichworte: Komorbidität; Psychische Störung; Substanzkonsumstörung; integrierte Therapien
Too Afraid of Illness: Understanding and Managing Health Anxiety in Children and Adolescents
Prof. Dr. Charlotte Rask
Health anxiety is a growing concern in modern healthcare. With increased access to information and heightened awareness of diseases, young individuals may be particularly prone to developing excessive worries about their health. These worries are often associated with significant distress, functional impairment, and healthcare use. Research highlights that such illness-related concerns can emerge in early childhood, persist through adolescence, and potentially develop into chronic health anxiety in adulthood.
Exposure to parental health anxiety or early experiences with serious illness may heighten these risks through the transgenerational transmission of maladaptive illness beliefs and behaviors. While cognitive-behavioral therapies for adults show promise, treatments tailored to youths remain limited.
A transdiagnostic, family-centered approach could be pivotal in addressing overlapping psychopathology and facilitating scalable interventions. Early detection and prevention may also be key to reducing long-term consequences and improving mental health outcomes for children and adolescents, offering substantial benefits for both individuals and society.